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Das Jahrhundertwerk


Als außerordentlich talentierte Autorin verfüge ich natürlich über einen schier unerschöpflichen Vorrat an Einfällen. Unter anderem gehe ich schon länger mit einer Idee für eine Fernsehserie schwanger, die kaum großartiger sein könnte… genauer gesagt bin ich mir sogar ziemlich sicher, dass ich mich mit diesem Serienkonzept an die Spitze der Unterhaltungs-Größen katapultieren werde… der Bayerische Fernsehpreis ist auf jeden Fall in greifbare Nähe gerückt… ich würde sogar sagen, dass durchaus die realistische Chance auf einen Emmy besteht.
Claudia Leins Blog
Der Krönung meiner beispielhaften Karriere steht also nichts mehr im Wege… nun ja… äh… nichts… bis auf die – natürlich völlig unerhebliche – Kleinigkeit, dass ich meine fabelhaften Geistesblitze noch irgendwie zu Papier bringen, bzw. in den Rechner tippen muss. Aber das dürfte kein Problem darstellen… schließlich ist die komplette Serie in meinem Kopf bereits fix und fertig ausgearbeitet… ich kann praktisch schon spüren, wie die Inspiration durch meinen Körper strömt… nun ist endlich der richtige Moment gekommen, um meiner unglaublichen Kreativität freien Lauf zu lassen… nichts wie ab an den Laptop und dann…

Hm… vielleicht sollte ich vorher noch ein wenig recherchieren… sicherheitshalber, quasi… das Ganze muss ja hieb und stichfest sein, wenn ich damit Hollywood erobern will… ach, sieh mal einer an… es gibt doch tatsächlich etliche Bücher zu dem Thema… am besten, ich bestelle gleich alle… nur für den Fall. Dauert natürlich eine Weile, mich da durchzuarbeiten… aber dafür bin ich dann ausgezeichnet gerüstet… weshalb mir das Schreiben mit dieser Fülle an Hintergrundwissen garantiert umso leichter von der Hand gehen wird.

So, ran an die Tasten… hah, perfekt – der erste Absatz steht… die Sache läuft. Obwohl, bei genauerer Betrachtung… vielleicht ist diese Formulierung doch ein wenig zu… und der Satz da macht ebenfalls einen ziemlich holprigen Eindruck… möglicherweise sollte ich auch kurz die Figurenkonstellation erneut überdenken… die Frage ist außerdem, ob ich nicht grundsätzlich einen anderen Ansatz verfolgen müsste, der… nun, äh… ich schätze, es kann nicht schaden, noch einmal eine Nacht darüber zu schlafen… oder zwei, oder drei…

    Wenn ich mir’s richtig überlege… vermutlich ist gerade sowieso ein echt schlechter Zeitpunkt, um ein derartig bedeutendes Projekt in Angriff zu nehmen…

Auf ein Neues

Tja… sind die Feiertage auch schon wieder vorbei… ging jetzt doch überraschend schnell, irgendwie… eigentlich hatte ich ja große Pläne für die Zeit zwischen den Jahren – meinen Kleiderschrank ausmisten, endlich die Steuerunterlagen einsortieren, das Büro aufräumen… im Nachhinein betrachtet allerdings eindeutig viel zu viel, was ich mir da vorgenommen hatte… kaum zu schaffen in diesem kurzen Zeitraum… quasi komplett unrealistisch. Obwohl ich rein theoretisch selbstverständlich in der Lage wäre, so eine Herkulesaufgabe zu bewältigen… nichts leichter als das…

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Aber man darf nicht vergessen, dass dem Ganzen einige extrem anstrengende Tage vorangegangen sind… allein wenn ich an den Verzehr der Unmengen von Weihnachtsplätzchen denke… ein unwahrscheinlicher Kraftakt, den ich ohne nennenswerte Hilfe in Rekordzeit vollbracht habe… oder die Vernichtung sämtlicher Alkoholbestände… wobei ich ebenfalls so gut wie keine Unterstützung hatte. Kein Wunder, dass ich von meinem Vorhaben kaum etwas umsetzen konnte… also… äh… gar nichts, genau genommen… im Prinzip sollte man diese Zeit sowieso lieber zur Entspannung nutzen… der Alltag holt einen noch früh genug wieder ein. Und es kann doch nicht schaden, sich noch ein paar Tage Erholung zu gönnen, bevor der Stress nach den Feiertagen dann weitergeht, oder…?!

Auf jeden Fall bin ich inzwischen perfekt gerüstet für sämtliche Aufgaben, die im neuen Jahr anstehen… wie z.B. das Abschmücken des Christbaumes… eine Kleinigkeit, die dennoch gemacht werden muss. Kein Problem, das habe ich im Handumdrehen erle… hm… mir ist vorher gar nicht aufgefallen, wie viele Kugeln da dranhängen… und Strohsterne… und Schleifen… und… ich muss das für nächstes Weihnachten unbedingt im Kopf behalten… weniger ist mehr, sozusagen. Aber nun frisch ans Werk… schnell die Kartons aus dem Keller holen, und dann…

    Andererseits… der Baum sieht echt noch ziemlich gut aus… die paar Nadeln stören wirklich kaum… und die Kerzen leuchten so hübsch, abends im Wohnzimmer…

Alle Jahre wieder…

Der Countdown für das perfekte Weihnachtsfest läuft. Diesmal schaff ich es, das hab ich im Gefühl – Martha Stewart, Doris Day und der gesamte bayerische Landfrauenverband werden stolz auf mich sein! Nur noch schnell auf die Post, Paketscheine holen, und dann… 
Verdammt, beim Olympiareifen Endspurt zum Auto auf der spiegelglatten Einfahrt ausgerutscht. A… ähem, Steißbein geprellt, Wirbelsäule gestaucht, Kopf irgendwie wackelig, da oben. Jetzt nur keine Schwäche zeigen – die Mission perfektes Weihnachten muss durchgezogen werden!! 


Claudia Leins Das Montagsbulletin

Kopf doch stärker in Mitleidenschaft gezogen, als gedacht. Beim Backen der letzten Plätzchen sowohl Zucker, als auch Backpulver vergessen – vielleicht kann man die Teile ja als Wurfgeschosse verwenden, um feindliche Nachbarn abzuwehren, die… zu spät. Die erste Nachbarin hat bereits den Hausflur geentert, um mich mit einem Teller voll perfekt geformter Plätzchen, sowie selbst gemachtem Eierlikör auf die hinteren Plätze im hausfraulichen Weihnachtsrennen zu verweisen. Selbst gemachter Eierlikör?!?! Was zur Hölle…?!

Nie wieder Eierlikör – ein Teufelszeug!! Vor allem in Verbindung mit Kopfschmerztabletten… egal, der Kampf um das perfekte Weihnachten geht weiter. Allerdings stellen sich die im Eierlikörrausch geschriebenen Grußkarten als nicht verschickbar heraus – kaum zu entziffern, und „schönes… Dings, ihr wisst schon…“ ist jetzt womöglich auch nicht ganz… na ja, was soll’s… kann ja eh kein Schwein lesen…  Gerade die Weihnachtspost einer Freundin geöffnet – mit selbst gebasteltem Fotobüchlein, dazu passende Sprüche ihrer Kinder – herzig. Muss das mit den Karten doch nochmal überdenken…

Hinke dem Zeitplan total hinterher. Und auch sonst – ernsthaft über die Anschaffung eines Rollators nachgedacht… Doch jetzt erst mal zu diesem Weihnachtsgedöns – Christbaum ist gekauft, müsste nur aus dem Auto in den Garten transportiert werden. Schwierig, weil ich mich bei der Auswahl anscheinend etwas in der Größe verschätzt habe. Beim Versuch, den Baum selbst aus dem Auto zu zerren, rechten Arm verrenkt. Womöglich sieht eine geschmückte Nordmann-Tanne im VW-Bus ja auch recht hübsch aus?! Jetzt nur nicht schlapp machen – der Kampf um das perfekte Weihnachten geht in die heiße Phase. Gut, dass ich das Geschenkpapier bereits vor Wochen gekauft hab, weil bekanntermaßen kurz vor Weihnachten der absolute Geschenkpapiernotstand… was ist das?! Die Katzen haben sich in wilder Raserei über Papier und Geschenkband her gemacht – ja, die süßen Kleinen… direkt Kunst, was daraus entstanden ist. Wo ist eigentlich der Eierlikör?! Da müsste doch noch ein kleiner Rest…

    Sch… auf das perfekte Weihnachten… Prost!!

Partybiest

Normalerweise ist es ja nicht meine Art, großes Aufheben um meinen Ehrentag zu machen – dass man schon wieder ein Jahr älter wird… also, 42… na gut… 43, höchstens – ist schließlich nicht unbedingt ein Grund zu feiern. Vielleicht lediglich ein paar Grußworte vom Bürgermeister, dazu Champagner, gigantische Blumenbuketts, das Telefon stellt nicht mehr still, der Gabentisch biegt sich unter den Präsenten meiner aufmerksamen Fans, und…

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Ja, äh… oder einfach eine kleine Feier im Kreise der Familie… ist sowieso viel gemütlicher… und wesentlich ungezwungener. Damit spare ich mir auch die aufwändige Suche nach einem möglichst spektakulären Outfit… was sich im Moment ohnehin etwas schwierig gestaltet hätte, da sämtliche Roben für festliche Anlässe ein wenig spannen um die Hüften… das muss definitiv an der Reinigung liegen! Werde denen die Kosten für die Umarbeitung in Rechnung stellen… und mir umgehend eine andere Wäscherei suchen. Und Party gemacht wird natürlich trotzdem – immerhin bin ich als absolute Stimmungskanone mühelos in der Lage, jedes Fest binnen Sekunden zum Kochen zu bringen, egal, wie viele Leute daran teilnehmen.

Die Deko steht, die Musikauswahl ebenfalls – okay, dann werde ich den jungen Hüpfern mal zeigen, wie man richtig die Hüften schwingt… ist zwar eine Weile her, dass ich mein Können auf dem Tanzparkett gezeigt habe, aber der Rhythmus liegt mir ja quasi im Blut…

Oha, hatte ganz vergessen, wie anstrengend Tanzen sein kann… sollte mal eine winzige Pause einlegen… nur kurz durchschnaufen… werde eben solange von der Couch aus die Partygäste mit meinem unvergleichlichen Humor bei der Stange halten… damit habe ich noch jede Stimmung zum Überschwappen gebracht.

Ups… anscheinend bin ich eingeschlafen… diese vermaledeite Couch ist aber auch zu bequem… und wer hat eigentlich die Heizung so hochgedreht?! Kein Wunder, dass man bei der Hitze träge wird. Andererseits kann ein kleiner Powernap ja nicht schaden…

    Denn jetzt geht’s hier richtig ab… also, gleich… bloß noch fünf Minüt… chrr…

Blondinen auf dem Sofa


Und dann kommt irgendwann der spannende Moment, wenn plötzlich andere weibliche Wesen in das Leben der liebevoll hochgepäppelten Herrschaften eintreten…

Um darauf hinreichend vorbereitet zu sein, hier ein kleiner Leitfaden für Mütter von heranwachsenden Söhnen: 



1.

Das plötzliche Auftauchen namenloser Blondinen in Hausflur und Badezimmer ist grundsätzlich zu ignorieren. Auf keinen Fall grüßen – die scheuen Wesen könnten sonst durch allzu forsches Auftreten verschreckt werden. 



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2.

Falls der unwahrscheinliche Umstand eintreten sollte, dass man den Namen der der blonden Schönheiten erfährt, gebietet zwar die Höflichkeit, ihnen ein herzliches Willkommen zu bereiten. Es ist allerdings davon abzuraten, zu diesem Zwecke mit einem fröhlichen Gruß auf den Lippen unvermittelt in fest verschlossene Herrenzimmer zu platzen. Die daraus entstehenden unschönen Szenen lassen sich dann auch mit einer charmanten Bemerkung über die schicke Dessous-Auswahl der Blondine nicht mehr befrieden. 



3.

Bohrende Fragen nach den Lebensumständen der Damen, wie z.B. Profession und Einkommen der Eltern, sind tunlichst zu unterlassen. Die Forderung nach Kontoauszügen als Beleg für die Liquidität des Elternhauses ist zwar verständlich, wird aber meist nicht besonders gut aufgenommen. Dies gilt ebenfalls für das Überreichen einer Familienpackung Kondome, sowie dem diskreten Hinweis auf den Frauenarzt des Vertrauens. 



4.

Bei Doppel-Blondinen auf der Couch ist zu beachten, dass diese viel Platz benötigen, um sich an der Seite der Herren in voller Pracht entfalten zu können. Die Anwesenheit störender Mütter ist hierbei weder erwünscht, noch genehm.

    Jene dürfen aber gerne bei passender Gelegenheit etwas Tee und Gebäck reichen.

Wenn Kinder groß werden

Ich denke, wir sind uns darüber einig, dass Kinder wirklich ein Geschenk sind. Gibt es etwas Schöneres, als mitzuerleben, wie aus den lieben Kleinen, die teure Kaschmirpullover mit dekorativem Karottenbrei verzieren und überall im Haus künstlerisch wertvolle Keks-Skulpturen hinterlassen, auf einmal pubertierende Kids mit interessant duftenden Sportklamotten werden…?! Allerdings leiden Jungs in diesem Alter unter chronischem Dauerhunger, was als treusorgende Mutter durchaus zu Problemen führen kann. Hier ein persönlicher Erfahrungsbericht aus jener Zeit, der möglicherweise für andere betroffene Mütter hilfreich ist…

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Montag:

Erneut gähnende Leere im Kühlschrank. Der Verdacht, dass die pubertierenden Herren von außerirdischen Schmarotzern befallen sind, verdichtet sich. Suche nach dem Raumschiff jedoch ohne Ergebnis. Beim Einkaufen darüber nachgedacht, ob eine Direktleitung zwischen Supermarkt und Küche möglich wäre. Mein Vorschlag einer Nudel-Pipeline wurde von dem Geschäftsführer allerdings abgelehnt.

Dienstag:

Der Kühlschrank ist leer. Anruf bei der NASA ohne Erfolg. Man weigert sich, den Vorfall zu untersuchen. Heimlich die Herren beim Essen beobachtet – diese ruckartigen Schluckbewegungen kommen mir äußerst verdächtig vor. Und sehen die Zähne nicht plötzlich irgendwie viel spitzer aus…?!

Mittwoch:

Der Kühlschrank ist leer. Beim Transport eines 10 Kilo Nudel-Sack das Kreuz verrenkt. Habe Fotos von den essenden Herren ans F.B.I. geschickt. Bin mir sicher, eine Übernahme der Erde durch extra-terrestrische Intelligenzen steht kurz bevor. Die Vernichtung sämtlicher Nahrungsvorräte ist eine schlau ausgeklügelte Taktik!

Donnerstag:

Der Kühlschrank ist leer. Noch immer keine Nachricht vom F.B.I. Erkennt denn niemand den Ernst der Lage?! Die Herren haben inzwischen angefangen, in den Pausen zwischen den Mahlzeiten die Wohnungseinrichtung zu verspeisen. Beweisfotos per Mail an die NASA weitergeleitet.

Freitag:

Der Kühlschrank ist leer. Die NASA hat sich gemeldet. Angeblich sind keinerlei außerirdische Phänomene bekannt.

    Lächerlich!