Sonntag
Noch sechs Tage bis Weihnachten. Die Herren haben eine Petition ans bayerische Familienministerium geschickt – sie wollen mich meines Amtes entheben, weil ich weder Plätzchen gebacken, noch Weihnachtsstimmung verbreitet habe. Baue auf die Überlastung von Frau Müller und habe meinerseits einen Hilferuf ans Christkind gesandt – ein bisschen Unterstützung wird man ja wohl verlangen dürfen! Im Keller endlich fündig geworden… gut, nicht die Kartons mit der Weihnachtsdeko, aber Ostereier sehen doch auch recht hübsch aus, am Christbaum… im Kerzenlicht…
Montag
Noch fünf Tage bis Weihnachten. Bin in der Küche auf kleine rundliche Frau mit Teigroller in der Hand gestoßen. Von den Herren die Info bekommen, dass die Familienministerin prompt reagiert, und eine Weihnachtsersatzmutter geschickt hat. Nach Weihnachten kann diese dann in jeder Gemeindeverwaltung zurückgegeben werden. Versucht, wieder Boden gut zu machen, indem ich den Kauf eines Weihnachtsbaumes in Angriff genommen habe… wer kann denn ahnen, dass ganz Bayern dieselbe Idee hatte?! Nach hartem Kampf kümmerliches Bäumchen ergattert. Der Nadelberg macht zumindest im Kofferraum meines Wagens ordentlich was her… Die Weihnachtsersatzmutter hat in der Zwischenzeit 37 Christstollen gebacken und damit das Wohnzimmer dekoriert. Keine Nachricht vom Christkind…
Dienstag
Noch vier Tage bis Weihnachten. Mit der entsetzlichen Erkenntnis aufgewacht, dass zu einem ordentlichen Heiligabend Geschenke gehören – kein Stück davon bis jetzt erworben… Mein Vorschlag gegenüber den Herren, sich dieses Jahr mal nichts zu schenken – als neue und spannende Erfahrung, quasi – wurde rüde mit glatter Mehrheit abgeschmettert. Daraufhin vorsichtigen Blick aufs Konto geworfen, was zu massiver Kreislaufschwäche geführt hat – unglaublich, was so ein Weihnachtsfest heutzutage kostet… Beim Betreten der Küche von Weihnachtsersatzmutter mit steinharten Pfeffernüssen beschossen worden – das Modell scheint etwas außer Kontrolle geraten zu sein. Immer noch keine Nachricht vom Christkind – ist das zu fassen…?!
Mittwoch
Noch drei Tage bis Weihnachten. Beim Versuch, in der Innenstadt irgendwelche Weihnachtsgeschenke zu erwerben, gerade noch mit dem Leben davongekommen. In der Drehtür eines Haushaltswarengeschäftes mit einem rotierenden Bratentopf kollidiert. Gusseisern. Hübsch, die Sternchen vor den Augen… sehr weihnachtlich… können allerdings in Verbindung mit offenbar gesundheitlich bedecklichen Glühweindämpfen auch ohne Genuss desselben zu leichtem bis mittelschweren Delirium führen. Zuhause bei Besichtigung der Beute festgestellt, dass eine der Einkaufstüten wohl vertauscht worden ist – statt pädagogisch wertvoller Literatur für die Herren bin ich nun im Besitz von einem guten Dutzend wollener Herrenunterhosen, Größe XL. Mit Eingriff.
Donnerstag
Noch zwei Tage bis Weihnachten. Die Weihnachtsersatzmutter hat sich in der Küche verbarrikadiert und bombadiert jeden mit Lebkuchen, der es wagt, den sorgfältig aufgeschichteten Früchtebrotwall zu besteigen. Diese Maßnahme vom Familienministerium war wohl noch nicht ganz ausgereift… zumindest ist nun genügend Gebäck vorhanden. Vor der Haustür das Christkind im manischen Zickzacklauf entdeckt – eindeutig Burnout-Syndrom. Psychiatrischen Notdienst gerufen – Christkind wurde in Klinik abtransportiert. Den Nachbarn mit den wollenen Unterhosen beschenkt. Stieß jedoch nicht auf ungeteilte Zustimmung – die Größe des Eingriffs war wohl das Problem… Auf der Suche nach Schutz vor dem Beschuss aus der Küche endlich die Kisten mit dem Weihnachtsschmuck entdeckt.
Halleluja – jetzt kann nichts mehr schiefgehen!